Belgrader Festung

 

Oberhalb des Zusammenflusses von Save und Donau liegt auf einem Steinfelsen, von dem aus sich ein weiter Blick auf Novi Beograd, Zemun und die unübersehbare Tiefebene Pannoniens erschließt, die Belgrader Festung mit dem Kalemegdan, der historische und ehemalige Stadtkern Belgrads. Dieser Komplex besteht aus der Festung, geteilt in Ober- und Unterburg, und dem Park Kalemegdan, einem beliebten Ort der Belgrader für Spaziergänge.

Wegen seiner außerordentlich wichtigen strategischen Bedeutung wurde an dieser Stelle Ende des 1. Jh. u.Z. eine Befestigungsanlage – ein römisches Castrum – als ständiges Militärlager der IV. Legion des Flavius errichtet. Nach den Verheerungen durch die Goten und Hunnen wurde sie in den ersten Jahrzehnten des 6. Jh. wieder aufgebaut. Knapp ein Jahrhundert später richteten die Awaren und Slawen Verwüstungen an.

Neben der Festung auf einem Hügel oberhalb der Mündungsstelle der Save in die Donau entstand das antike Singidunum und an der gleichen Stelle auch das slawische Belgrad. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die mittelalterliche Stadt auf dem Gelände der Festung im Schutze seiner Mauern. Die Belgrader Festung wurde oft zerstört und wieder aufgebaut. Auf den römischen Mauern wurden serbische Schutzwälle errichtet und auf diesen wiederum ruhen türkische und österreichische. Im 12. Jh. baute der byzantinische Zar Manuel Comnenus auf den römischen Trümmern ein kleines Kastell. In den ersten Jahrzehnten des 14. Jh. dehnte sich diese kleine Festung auf dem Hügel bis zu den Flussufern aus.

 

Unter dem Despoten Stefan Lazarević wurde Belgrad als neues Zentrum Serbiens durch umfangreiche Befestigungen der Ober- und Unterburg gestärkt. Der Despot  ließ sich in der alten Burg ein Schloss bauen und an der Save legte man einen Militärhafen an. Innerhalb der Mauern entstand eine fortschrittliche mittelalterliche Stadt. Nach der Eroberung durch die Türken 1521 bis zum Ende des 17. Jh. wurden an der Festung keine wesentlicheren Änderungen vorgenommen.

 

 

Eine neue Epoche begann mit dem österreichisch-türkischen Krieg. Als wichtigste Verteidigungsanlage im Mittelpunkt der kriegerischen Konflikte im 18. Jh. wurde die Festung dreimal rekonstruiert. Das alte Kastell wurde eingerissen und einen großen Teil der mittelalterlichen Schutzwälle bedeckten neue Fortifikationen. Unter österreichischer Okkupation von 1717-1739 wuchs die Belgrader Festung nach der Errichtung neuer moderner Befestigungen zu einem der stärksten Militärstützpunkte Europas heran.  Sie wurde nach den Entwürfen des Generals Nikola Doksat Demorez, eines Schweizers im Dienste Österreichs, erbaut. Durch eine Laune des Schicksals wurde im Morgengrauen eines Märztages des Jahres 1738 wegen der Niederlage in Niš gerade vor den Mauern der Festung deren Erbauer erschossen. Der Rückkehr der Türken nach Belgrad 1740 gingen die Verwüstungen aller neu errichteten Befestigungen voraus. Ende des 18. Jh. bekam die Festung ihre endgültige Form. In den Kriegen der vergangenen Jahrzehnte wurden nahezu alle Bauwerke in der Ober- und Unterburg zerstört und die Mauern erheblich beschädigt.

Zur Belgrader Festung führen die Straßen Knez Mihailova und Uzun Mirkova. In dieser Richtung befinden sich die Haupttore der Festung – das Stamboltor (das innere und äußere) und das Uhrturm-Tor. Die mittelalterliche Festung betritt man von der östlichen Seite (neben dem heutigen Zoologischen Garten) durch das Zindan-Tor und das Despoten-Tor der Oberburg. Der Unterburg nähert man sich vom Bulevar Vojvode Bojovića (Vidin-Tor) und von der Karađorđeva ulica (Dunkles -Tor).