Jüdische Glaubensgemeinschaft

 

Schriftliche Quellen belegen den Aufenthalt von Juden in Belgrad seit dem 16. Jh. Forscher erachten, es habe sie auch in früheren Jahrhunderten in Belgrad gegeben. Juden, die in den Ländern Mitteleuropas lebten und Einflussträger der deutschen Kultur und Sprache waren, genannt Aschkenasim, siedelten sich am Ufer der Save an. In der ulica Maršala Birjuzova ist auch heute noch ein Synagoge aktiv, die 1926 von der Gemeinschaft der Aschkenasim in Belgrad erbaut wurde. In der Nähe dieses Bauwerks stand Mitte des 19. Jh. eine alte Synagoge der Aschkenasim, die im Laufe verschiedener Rekonstruktionen dieses Stadtteils zerstört wurde.

Die Sephardim, Juden, die 1492 aus Spanien vertrieben wurden und sich in den Mittelmeerländern und im Osmanischen Reich niederließen, siedelten sich ab dem 16. Jh. im Raum von Belgrad an. Ihre Gemeinde gründeten sie am Donau-Ufer, auf Jalija. Auf alten Stadtplänen Belgrads aus dem 18. Jh. ist die Jevrejska ulica (Jüdische Straße) an der gleichen Stelle vermerkt, an der sie sich heute noch befindet.

Historischen Quellen nach zu schließen, befand sich die Belgrader jüdische Gemeinschaft im Laufe des 17. Jh. auf ihrem kulturellen Höhepunkt, als es in Belgrad Jeschiva - jüdische Glaubensschulen - gab. Die Rabbis, Lehrer dieser Schulen, druckten ihre Bücher in Venedig, Krakau, Konstantinopel. Nahe der Jevrejska ulica standen eine alte, im 17. Jh. erbaute und mehrmals restaurierte Synagoge und ein Ritualbad. Die Juden wohnten in diesem Stadtviertel bis zum 1. Weltkrieg.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Belgrad ca. 10.000 Juden. Davon waren rund 80% Sephardim, deren Alltagssprache bis Ende des 19. Jh. Spanisch war, und 20% Aschkenasim, die Jiddisch, eine Mischung aus Deutsch und Hebräisch, als Alltagssprache gebrauchten. Jede dieser jüdischen Gruppe war organisiert und hatte ihre eigene Gemeinde mit Administration, Schule, Friedhof und verschiedenen religiösen, humanitären, kulturellen und nationalen Gesellschaften. Derzeit gibt es in Belgrad noch den Braća-Baruh -Chor, der als Serbisch-jüdischer Gesangsverein schon 1879 auftrat.

Die Gemeinschaft der Belgrader Juden wurde während des Holocaust nahezu vollkommen vernichtet. Bei der Bombardierung Belgrads im April 1941 wurden Dorćol und fast alle Synagogen zerstört. Die jüdischen Männer wurden im September und Oktober 1941 bei Massenhinrichtungen liquidiert. Sie wurden aus dem Sammellager Topovska šupa abgeführt, das sich bei der Autokomanda befand. Frauen und Kinder wurden im Lager Sajmište (altes Messegelände) im Zeitraum vom 8. Dezember 1941 bis Mai 1942 getötet. Eine bestimmte Anzahl von Juden wurde im Lager Banjica umgebracht. Am Donau-Ufer, wo sich einst die jüdische Siedlung befand, steht heute ein Denkmal für die Juden Belgrads, ein Werk des Bildhauers Nandor Glid.

Heute leben in Belgrad ca. 2200 Juden.

Jüdische Gemeinde Belgrad, Kralja Petra 71A, Tel: 2622-449, www.jobeograd.org

Jüdische Gemeinde Zemun, Dubrovačka 21, Tel: 195-626, http://joz.rs

Verband der jüdischen Gemeinden SCG, Kralja Petra 71A, Tel: 2621-837

Jüdisches Historisches Museum, Kralja Petra 71A, Tel: 2622-634, www.jimbeograd.org
Geöffnet: Täglich von 10.00-12.00 Uhr, außer Montag

Synagoge, Maršala Birjuzova 19

Jüdischer Friedhof, Mije Kovačevića 1, Tel: 768-250

Jüdischer Friedhof, Cara Dušana 32, Zemun