Befreiung Belgrads

 

Das Erwachen des nationalen Bewusstseins und die Fürstenmorde waren der Anlass zur Erhebung des Ersten serbischen Aufstandes 1804. Der Aufstand unter Karađorđes Führung hatte von Anfang an auch die Befreiung Belgrads zum Ziel. Nach zweijährigen Kämpfen wurde die Stadt am 8. Januar 1806 erobert. Etwa 25.000 serbische Aufständische unter der Führung von Karađorđe Petrović fanden die Stadt in Trümmern vor. Sie wurde die Hauptstadt des gerade erst befreiten Teils Serbiens und das Symbol der freiheitlichen Traditionen seiner Bevölkerung. Nach dem Wiederaufbau entwickelte sie sich zu einem bedeutenden Wirtschafts-, Handels- und Kulturzentrum. Hier tagte schon 1807 der Praviteljstvujušči sovjet (serbische Regierung) und seit 1811 befinden sich hier auch die ersten Ministerien. Aus der Vojvodina und anderen Gegenden trafen angesehene Personen und Intellektuelle ein, darunter Sima Milutinović und Dositej Obradović, der 1808 die erste Große Schule ins Leben rief.

Die dynamische Entwicklung Belgrads wurde mit der türkischen Eroberung 1813 unterbrochen und die darauf folgenden Repressalien führten 1815 zum Aufstand. Der Anführer des Aufstands, Fürst Miloš Obrenović, verstand es, in die Beziehungen mit den Türken mehr Diplomatie einzubringen. Unter Einräumung bestimmter Privilegien siedelte er zunehmend serbische Bevölkerung aus dem Süden an, woraufhin die Türken ihre Besitztümer und Häuser nahezu zu einem Spottpreis zu verkaufen begannen. Die Türken behielten die Festung, während die Stadt den Serben zufiel. In der Stadt wurden die ersten bedeutenden Bauten errichtet: der Palast der Fürstin Ljubica, die Hauptkirche, der Schlosskomplex in Topčider. Die wirtschaftliche Funktion Belgrads wurde um die kulturelle bereichert, so dass sich die Stadt auch zu einem bedeutenden Kulturzentrum entwickelte. Aus Kragujevac wurde 1835 eine Druckerei herbeigeschafft und es begann die Herausgabe der "Novine srpske" (Serbische Zeitung). Es wurde das Priesterseminar, das erste Gymnasium, eröffnet und die Stadt wurde ein Treffpunkt zahlreicher Kulturschaffender dieser Zeit, wie: Vuk Karadžić, Sterija Popović, Joakim Vujić, Dimitrije Davidovć u.a.

Die Anwesenheit des türkischen Heeres in der Festung stellte ein Hindernis für die Entwicklung Belgrads dar. Allerdings boten die Ereignisse um die Ermordung eines serbischen Knaben am bekannten Čukur-Brunnen (Čukur česma), als die Stadt außerhalb der Militärschanze bombardiert wurde, den Anlass, Verhandlungen um den endgültigen Abzug des türkischen Heeres aus den serbischen Städten aufzunehmen. Nach 346-jähriger Herrschaft verließen die Türken definitiv am 18. April 1867 Belgrad und Mihailo Obrenović siedelt die Hauptstadt aus Kragujevac um.

Das gab der schnelleren wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Stadt einen Ansporn. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. erfolgte auch ihre urbanistische und anderweitige Europäisierung. Eine zentrale Lage hatte die Knez Mihailova Straße, sie bildete die kürzeste Verbindung zwischen der Festung und der Stadt. Sehr bald entwickelte sie sich zu einem wichtigen Handels- und Geschäftszentrum und diese Rolle hat sie auch heute noch beibehalten. Die Industrie ersetzt alte Handwerke, und mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Belgrad-Niš 1884 werden Handel und Verkehr vorangetrieben. Die Stadt bekommt elektrischen Strom, eine Straßenbahn, eine Dampfschifffahrtsgesellschaft und bedeutende wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen (die Große Schule 1863, das Nationaltheater 1869...).