Antike

 

Ungefähr im Jahre 600 v.u.Z. zogen durch dieses Gebiet thrakische, kimmerische und skythische Stämme und im 3. Jh. v.u.Z. Kelten. An die Präsenz des keltischen Stammes Skordisci wird das Entstehen von Singidunum geknüpft, das erstmals 279 v.u.Z. als befestigte Siedlung erwähnt wird. Der erste Teil des Wortes Singi bedeutet rund, und dunum Befestigung oder Burg. Möglicherweise rührt die Bezeichnung vom Namen des thrakischen Stammes Singa her, der bei der Zuwanderung der Kelten angetroffen wurde. Es sind nahezu keine Spuren dieser keltischen Stadt erhalten, außer dass in den Lokalitäten Karaburma und Rospi ćuprija Nekropole mit künstlerisch wertvollen Gegenständen gefunden wurden, die den Kriegern des Stammes Skordisci gehörten. Die geistige Kultur der Bevölkerung von Singidunum ist von bedeutenden kulturellen Einflüssen der Kelten geprägt, die teilweise römische antike kulturelle Elemente erkennen lassen und mit ihnen verquickt sind.

Belgrad stand Anfang des 1. Jh. u.Z. unter der Herrschaft der Römer, die ganze vier Jahrhunderte andauerte. Die Soldaten der moesischen Legionen führten die erste römische militärische Belagerung in Singidunum durch. Aus dieser Periode datieren Gräberfunde in Form von Brunnen am Trg republike (Platz der Republik) und an anderen Stellen der Stadt. Außer Singidunum gehörte auch Taurunum, das heutige Zemun, zum Römischen Reich. Beide Festungsanlagen waren bemerkenswerte militärische Bastionen an der römischen Grenzbefestigung - "Limes".

Die größte Blüte erlebte Singidunum im Jahre 86 mit dem Einzug der IV. Legion der Flavier. Zu dieser Zeit wurde die erste Festungsanlage aus Stein in der Oberstadt errichtet, deren Fragmente auch heute noch erhalten sind. Dieses Castrum mit quadratischem Grundriss erfasste auch das Gebiet der heutigen Oberstadt im Kalemegdan. Es hatte sich im Laufe der Zeit von einem Munizipium zu einer Kolonie römischer Bürger entwickelt. Taurunums (Zemun) Aussehen aus dieser Zeit ist weniger bekannt. Es befand sich wahrscheinlich an der Stelle der heutigen Unterstadt. Als wichtiges römisches militärisches Lager erwarb Singidunum im 2. Jh. u.Z. unter Kaiser Hadrian Stadtrechte. Seine militärische Bedeutung wuchs im 3. Jh. als Kaiser Aurelius Dakien verließ und Obermoesien am rechten Donauufer neue Grenzen gesetzt wurden. Zu dieser Zeit war Singidunum Sitz des christlichen Episkopats. Hier wurde etwas später der römische Kaiser Jovianus Flavius Claudius geboren.

Nahe dem militärischen Lager siedelten die Römer Veteranen ihrer Legionen an, um die Grenzen noch besser zu sichern. So entstand hier mit der Zeit eine ziemlich große Siedlung mit einem in gerader Linie verlaufenden Grundriss und Straßen mit einem Schnittpunkt im rechten Winkel. Manche Fundamente solcher urbanen Elemente sind bis in die Gegenwart erhalten. Das ist deutlich erkennbar an der Lage der Straßen Uzun Mirkova, Dušanova und Kralja Petra I. Diese rechteckige Form weist auch der Studentenplatz (das vor dreißig Jahren entdeckte einstige römische Forum mit Thermen) auf.

Über die Brücke über die Save, welche die Städte Singidunum und Taurunum verband, führte eine der bedeutendsten römischen Straßen. So gestaltete sich Singidunum zu einer wichtigen Straßenkreuzung für die römischen Provinzen Moesien, Dakien, Pannonien und Dalmatien. Die militärische Straße - Via militaris - die vom Westen nach Osten über Sirmium (Sremska Mitrovica), Singidunum und Viminacium (Kostolac) bis Byzanz verlief, war durch Befestigungen gesichert. Solche Festungsanlagen befanden sich auch auf dem heutigen Territorium Belgrads, wie Mutatio ad Sextum (Mali mokri lug), Castra Tricornia (Ritopek), Mutatio ad Sextum Militare (Grocka) und anderswo. Von Bedeutung war auch die Straße, die die damaligen Bergwerkssiedlungen auf Avala, Kosmaj und Rudnik verband. Aufschlussreiche Spuren materieller Kulturen (Gräber, Denkmäler, Skulpturen, Keramik, Münzen) wurden in vielen Dörfern der Umgebung Belgrads entdeckt.

Mit der Teilung des Römischen Reiches in das Oströmische und Weströmische Reich im Jahre 395 bekam das damalige Singidunum den Status einer Grenzstadt im Bestand von Byzanz. Diese neue Position der Stadt bestimmte ihr weiteres Schicksal, denn sie gestaltete sich nicht nur zu einem Bindeglied mannigfaltiger kultureller Einflüsse, sondern vor allem zu einem strategischen und Verkehrsschlüssel des Byzantinischen Reiches.