Jugoslawisches Schauspieltheater

Jugoslovensko dramsko pozorište
Kralja Milana 50,
Tel: 3061-900, Fax: 3061-991
Kartenvorverkauf, Tel: 3061-957
www.jdp.co.rs

Direktor: Tamara Vučković Manojlović

Das jugoslawische Schauspieltheater wurde 1948 gegründet mit dem Ziel, die Spitzenschauspieler aus der ganzen Föderativen Volksrepublik Jugoslawien zu versammeln, und dem Stil und der Ästhetik nach eine Art jugoslawisches Pendant zum MHAT zu bilden. Politiker und führende Vertreter aus dem Kulturleben unterstützten den Regisseur Bojan Stupica bei seinem Vorhaben, eine Auswahl der bedeutendsten Künstler aus allen Theaterzentren Jugoslawiens zu treffen. Das von den Politikern vorgeschriebene Theaterkonzept wurde nur bedingt geachtet, während in der praktischen Arbeit von Anbeginn die künstlerischen Freiheiten befürwortet und die ästhetische Glaubwürdigkeit der Regisseure und Schauspieler unterstützt wurde.

Die Intendanten des Jugoslawischen Schauspieltheaters gingen stets aus dem Kreis der bedeutendsten und maßgeblichsten Theaterleute hervor, sei es, dass sie aus den Reihen der Kritik (Velibor Gligorić, Milutin Mišić, Petar Volk), der Dramaturgen (Jovan Ćirilov) oder der Regisseure (Miroslav Belović, Bojan Stupica) kamen. Die Intendanten des Jugoslawischen Schauspieltheaters haben bei der Zusammenstellung des Repertoires von Anfang an den Akzent auf große Werke der Weltklassiker und der einheimischen Klassiker gelegt. In den fünfziger Jahren wurden jedoch auch Werke der zeitgenössischen Welt- und einheimischen Dramaturgie in das Repertoire aufgenommen.

Die Regisseure des Jugoslawischen Schauspieltheaters hoben sich stets durch neue und inventive Interpretationen der klassischen Werke der einheimischen und Weltdramaturgie ab, wodurch sie die Auffassung vom Theater hier zu Lande änderten. Wir erinnern uns an „Dunda Maroja“ von Marin Držić und "Streit der Fischer" von Carl Goldoni in der Regie von Bojan Stupica, "Jegor Bulitschow" von Maxim Gorki und "Trauernde Familie" von Branislav Nušić in der Regie von Mate Milošević, "Prahlender Soldat" von Plautus und "Dunda Maroja" von Marin Držić in der Regie von Mirosav Belović, ferner an „Das offene Meer“ von Branislav Nušić, "Patrioten" von Jovan Sterija Popović, "Misanthrop" in der Regie von Dejan Mijač, "Hamlet" in der Regie von Steva Žigon, "Theaterillusionen" von Pierre Corneille in der Regie von Slobodan Unkovski. Die Bühne des Jugoslawischen Schauspieltheaters war der Ort, wo führende Regisseure des gesamten jugoslawischen Raums ihr Können unter Beweis stellten: Branko Gavela, Paolo Mageli, Slobodan Unkovski, Haris Pašović…, sowie zahlreiche ausländische Regisseure: Irzi Jarocki, Georgi Alexandrowitsch-Towstonogow, Carlos Medina, Witali Dworzin…

Sogar zur Zeit der großen sozialen Gärungen standen die Tore des Theaters für bedeutende Werke zeitgenössischer Schriftsteller aus dem gesamten jugoslawischen Raum offen: Dobrica Ćosić - "Entdeckung", Jovan Hristić - "Reine Hände" und "Savanarola und seine Freunde", Velimir Lukić - "Affaire der unschuldigen Anabella", Slobodan Šnajder - "Kroatischer Faust", Dušan Kovačević - "Spion vom Balkan", Dejan Dukovski - "Pulverfass", Biljana Srbljanović - "Belgrader Trilogie"…

Ein unumgänglicher Teil der Geschichte des Jugoslawischen Schauspieltheaters sind auch große Mimen, die auf seiner Bühne auftraten. Als erste erwähnen wir Mira Stupica, Marija Crnobori, Rachela Ferrari, Milivoje Živanović, gefolgt von Ljuba Tadić, Branko Pleša, Stevo Žigon und Vojislav Brajović, Svetlana Bojković, Đurđija Cvetić, Cvijeta Mesić, Milan Gutović, Miloš Žutić, Branislav Lečić, Vladica Milosavljević, Mirjana Karanović, Žarko Laušević, Goran Šušljik, Nebojša Glogovac, Milica Mihajlović, Nebojša Ljubišić, Dragan Mićanović…

Am 17. Oktober 1997 erlebte das Jugoslawische Schauspieltheater eine wahre Tragödie – bei einem Großbrand wurde die große Bühne Opfer der Flammen. Schon lange Zeit davor warnte die Theaterverwaltung die Öffentlichkeit und angesehene Offizielle, dass die elektrischen Installationen im Gebäude abgenutzt seien. Während der Renovierungsarbeiten wurden die Vorführungen im Theater "Bojan Stupica" dargeboten. Das Theater blieb ohne große Bühne, Verwaltungsgebäude, Schminkraum, Garderobe, Bad, Klub, adäquatem Raum für den Fundus und die Bibliothek... Das wieder erbaute Jugoslawische Schauspieltheater wurde am 23. Mai 2003 mit der Premiere von Jovan Sterija Popovićs "Patrioten" in der Regie von Dejan Mijač eröffnet.

Das Theater beschäftigt 60 Mitglieder im künstlerischen Ensemble und ca. 100 Beschäftigte sind in den Nebendiensten tätig.