Fest des Schutzpatronen der Stadt – Himmelfahrtstag
Religionshistoriker und Ethnologen stimmen darin überein, dass das Fest des Familienschutzpatrons bzw. des Schutzheiligen (Slava bzw. Krsno ime) eher eine serbische, nationale als religiöse Institution ist. Sie wurde im 13. Jh. in das Familienleben der Serben eingeführt. Seit der Despot Stefan Lazarević Belgrad 1403 den Status einer Hauptstadt verliehen hat, wählte die Stadt zu Ehren der Erneuerung und des Fortschritts Christi Himmelfahrt - den Himmelfahrtstag - zu ihrem Schutzpatronenfest. Dieses alte Votivfest verweist symbolisch auf die Erhebung der Stadt aus der Asche und die unzerstörbare Hoffnung und den Glauben an die Zukunft. Es stellt den Ausdruck der geistigen und moralischen Kraft des Volkes dar, gestählt in der ruhmreichen Vergangenheit, beständig in der Gegenwart und stolz vor der Zukunft. Unter dem Druck zahlreicher Feinde und großer gesellschaftlicher Veränderungen wurde die Feier des Stadtschutzpatronenfestes zeitweise unterbrochen, aber auch wieder aufgenommen, und hielt so der schwersten Wertprüfung - der Zeitprüfung - stand. Der Festtag Christi Himmelfahrt oder der Himmelfahrtstag, wie er im Volk gewöhnlich genannt wird, ist einer der zehn Christi gewidmeten Festtage. Himmelfahrt gehört zu den beweglichen Festtagen - er fällt stets auf den Donnerstag, am 40. Tag nach Ostern und zehn Tage vor Pfingsten. Nach der Christenlehre weilte Christus nach der Auferstehung 40 Tage auf der Erde unter seinen Jüngern, er erschien ihnen, lehrte sie und festigte besonders ihren Glauben nach Golgatha und der Kreuzigung. Die Himmelfahrt selbst erfolgte in Betanien, einem Dorf am Osthang des Ölbergs, zwei Kilometer von Jerusalem entfernt, auf dem Weg nach Jericho. An diesem Tag beendete Christus seinen Aufenthalt auf der Erde, um das Menschengeschlecht zu erlösen und zu retten. Als Christus die Apostel segnete, schied er von ihnen, fuhr auf gen Himmel und nahm Platz an der rechten Seite neben Gott dem Herrn. Danach kehrten bei den Aposteln Glaube, Freude und Mut wieder ein. Wie viel Bedeutung die Serben diesem Festtag beimaßen, bezeugt auch die Tatsache, dass das größte historische juristische Dokument des serbischen mittelalterlichen Staates, das berühmte Gesetzbuch Dušans (Dušanov zakonik), am Himmelfahrtstag 1349 veröffentlicht und desgleichen am Himmelfahrtstag 1354 ergänzt wurde. Auf dem Himmelfahrtsfest 1939 wurde der Stadt Belgrad die größte Kriegsauszeichnung verliehen - Karađorđes Stern mit Schwertern 4. Grades. Erwähnenswert ist, dass die 1863 erbaute Himmelfahrtskirche, die Originalfahne der Stadtverwaltung von Belgrad bewahrt hat. Die Fahne aus rotem Brokat veranschaulicht auf der einen Seite die Ikone mit der Himmelfahrt Christi und die mit Goldfäden gestickte Inschrift: Gemeinde der Stadt Belgrad 1938 und auf der anderen Seite die Ikone der Hl. Parascheva und die Botschaft: Wer das Fest des Schutzpatrons feiert - dem steht er auch bei. Von dieser Kirche, die das Stadtschutzpatronenfest bewahrt, brach 1992 erneut die Prozession auf, an der Spitze mit Seiner Heiligkeit, Patriarch Pavle.
Die Prozession zieht über eine feststehende Trasse durch die Belgrader Straßen und schließt symbolisch den Kreis im Hof der Himmelfahrtskirche. Die erste Unterbrechung der Prozession erfolgt am Terazije-Brunnen (ein Brunnen statt einer Inschrift, die sich an der Stelle der gegenwärtigen Serbischen Akademie der Wissenschaften befand), um für die Gesundheit der Belgrader ein Gebet zu verrichten. Zum zweiten Mal wird vor der Domkirche (Saborna crkva) angehalten, um ein Gebet für Abwendung von Leid, für Frieden und Fortschritt zu verrichten. Ein drittes Mal wird im Hof der Himmelfahrtskirche vor dem Granitkreuz haltgemacht und für die ewige Seelenruhe der für Belgrad gefallenen Helden gebetet. Interessant ist auch, dass die Stadt desgleichen eine Schutzherrin, die Allerheiligste Muttergottes, hat. Ihr hat der Despot Stefan Lazarević Belgrad geweiht.